Seit Monaten diskutieren wir in gemeinsamen Runden, Communities und auf agilen Stammtischen, was es auf sich hat, mit der “richtigen” Motivation von Mitarbeitern und Teams.
Nun sagt die Hirnforschung, dass der Mensch von Natur aus motiviert ist, und es eher darauf ankommt, dass die Leute nicht demotiviert werden.
Das ist vielleicht eines der Kernpunkte in Projekten, dass es zu häufig passiert, dass Mitarbeiter durch Entscheidungen, oder nicht gefällte Entscheidungen in ihrem Antrieb blockiert und demotiviert werden. Dabei könnte zunächst eine gewisse Transparenz helfen, dass die Beteiligten sich zumindest einbezogen fühlen.
Ich bin bereits auf die Bedeutung der wichtigen Integration individueller Ansprüche von Experten und ihrer Stärken eingegangen.
Je mehr sich ein Team Mitglied einbezogen fühlt und die Freiheit im Unternehmen hat, sich wirklich einbringen zu können, ein Stück weit die eigene Entwicklung und Selbstverwirklichung voran zu bringen, desto stärker wird auch die Identifikation mit den Herausforderungen im Unternehmenskontext. Das Geld spielt dabei nur sekundär eine Rolle. (siehe Richard Easterlin)
Ein Sportler, der um den Weltpokal spielt, denkt über die Dauer des entscheidenden Finales nicht an die Prämie, die er oder sie bei einem Sieg einstreichen wird und selbst die Freude, die den Siegern im Goldregen in den Gesichtern geschrieben steht ist natürlich und unbeeinflusst von monetären Folgen. Es ist fast immer die reine Freude und Erleichterung über den Erfolg und das erreichte Ziel.
Die Verantwortung für das erfolgreiche Konzept, heftet sich gerne jeder an die Schulter. Bei Misserfolg eher selten. So auch in der Projektarbeit.
Nach dem alten Spiel: “Meine Kinder… Deine Kinder!”
Oft wird die Frage nach der Qualität gestellt, und ob wir nicht nur richtig, sondern auch das Richtige entwickeln. Also die Frage nach dem Kundennutzen.
Als Scrum Master und Prozessverantwortlicher ist man eben für die Performance verantwortlich und muss sich somit die Frage nach dem “wie gut und schnell entwickeln denn die Teams?” gefallen lassen.
Den meisten Experten, mit denen ich bisher arbeiten durfte, würde ich eine astreine Einstellung zu ihrer Arbeit hinsichtlich der Qualität bescheinigen.
Es liegt nahe, dass Menschen in der Tätigkeit ihrer Berufung einen hohen Qualitätsanspruch an den Tag legen. Wir alle wollen doch die Dinge so gut wie möglich tun, ob es das Richtige ist, hängt oft schon wieder an anderen Verantwortlichkeiten und Rollen.
Die wirklich unterscheidende Größe in Prozessen ist die Frage nach der Geschwindigkeit der Entwicklung und was effektive Moving Motivators sind, die Mitarbeiter beflügeln, auch schnell zu arbeiten.
Den Sprint nicht ganz in Bestzeit hingelegt zu haben, kann im Sport schon eine mittlere Katastrophe darstellen. In der Hinsicht haben es Projektteams beim Sprintabschluss vielleicht schon wesentlich leichter. Der Druck, der häufig trotzdem aufgebaut wird, ist jedoch schon fast unverhältnismäßig.
Bei externen Personalagenturen oder Beraterfirmen könnte man annehmen, dass das Interesse zum schnellen Projektabschluss hinsichtlich der beauftragten Mitarbeiter nicht oberste Priorität haben könnte, da es dem sogenannten Fakturieren der Beauftragten eigentlich entgegensteht. So wären wir wieder beim Faktor Zeit, der in wirklich innovativen Umfeldern nur schwer zu definieren geht.
An dieser Stelle braucht es also gute Personalentscheidungen und die so oft beschriebene Vertrauensbasis, zwischen internen und externen Mitarbeitern, ob auf Management oder Teamebene. Gut arbeiten schließe nach diesem Ansatz das “…so schnell wie möglich” mit ein. Was wären also Motivatoren für einen möglichst schnellen Projektabschluss?
Wenn man Motivation nun als Kraft betrachtet, mit der Menschen arbeiten und Aufgaben meistern, so kommt man zu einer einfachen Rechnung.
Rein physikalisch betrachtet, ist Kraft bekanntermaßen nicht allein im Querschnitt der Muskulatur begründet, sondern die Fähigkeit, die Masse auch bewegen bzw. beschleunigen zu können. Die Wirkung einer Kraft ist wiederum abhängig von ihrem Betrag (Energie), von ihrer Richtung (Ziel) und von ihrem Angriffspunkt (Start).
Deshalb sollte der Anspruch an guter Arbeit, also die Qualität einer Leistung, den Zeitfaktor mit beinhalten und vice versa.
Im Falle des Profi Regatta Seglers war sein Job mit dem Ende des Wettbewerbs vobei und er wollte “nur” nach Hause.
Der Wille und damit seine intrinsische Motivation endlich wieder nach Hause zu kommen, waren so immens groß, dass er auf der Rückfahrt über den Atlantik auch vielleicht noch mit der nötigen glücklichen Strömung begünstigt wurde, und ganz nebenbei seinen eigenen Weltrekord gebrochen hat.
Gut arbeiten musste er sowieso, weil das Segeln über den Atlantik keine Butterfahrt sein wird und es der nötigen Konzentration bedarf, es richtig zu machen.
Er hätte sich vielleicht auch erstmal zurück lehnen und sich “gemütlich” über die Wellen schippern lassen können.
An diesem Punkt wird deutlich, wie bedeutend die persönliche Einstellung für Ausnahmeleistungen sind, dass man außerhalb des offiziellen Rahmens, Außergewöhnliches zu leisten im Stande ist.
So auch das Phänomen, dass viele der vermeintlichen bahnbrechenden Entdeckungen und Entwicklungen quasi einem Missverständnis oder Nebenprodukt entsprungen sind, oder eher zufällig gemacht wurden (siehe das Buch “The Rise” by Sara Lewis).
Für agile Unternehmen könnten demnach schon ganz einfache Schritte, mit dem Bewusstsein intrinsischer Motivation, große Wirkung und ein stärkeres Gefühl von “nach Hause kommen” erzeugen, nämlich individuelle Anreize und mehr Mitbestimmung für Mitarbeiter in zukünftigen Projekten zu schaffen. Da fallen mir viele gute, bereits existierende Beispiele ein, wie der firmeneigene Kindergarten, oder das Abschaffen der Stechuhr.
Vielleicht hat man ja mal einen Segelprofi im Team, der erst um 10 Uhr ins Büro kommt, und um 16 Uhr einfach “nur” nach Hause will und deshalb vorher schnell mal einen Weltrekord aufstellt, und dabei eben das Projekt fertig entwickelt.