"Kinder an die Macht!"

Klassenclowns sind auch nur Helden

17.11.2017
"Kinder an die Macht!"

Eine Schulklasse stieg ein und fast alle erwachsenen Passagiere hatten ihre Gesichter zur Faust geballt.

Die meisten, wie ich, wohl auf dem Weg zur Arbeit, in Gedanken vielleicht noch zu Hause, dem hektischen Frühstück, beim fertig machen der Kinder für Kita oder Schule, oder in Gedanken schon bei der Arbeit, wenn jeder im Büro aufschlägt und den blöden Bemerkungen des Mitarbeiters oder Chefs im Kopf, unerledigte Arbeit vom Vortag, versprochene Lieferungen und “Deadlines”.
Was für eine beknackte Beschreibung für einen Termin. Ja, da läuft Zeit ab. Warum muss es aber noch dramatischer klingen? So fühlt es sich das eine oder andere Mal an, wenn man mit Kollegen spricht, die in einer Task Force operieren. Sie stehen buchstäblich an einer Todeslinie. Also Druck ohne Ende.
All das stand in unterschiedlichster Form in die Gesichter der Menschen geschrieben, und dann wurden die Augen verdreht, weil es jetzt, mit der Schulklasse auch noch laut wird in der S - Bahn am Morgen.
Plötzlich riss der Klassenclown der Gruppe einen Witz nach dem anderen. Nicht übermäßig gekonnt oder intelligent, aber irgendwie hat das Lachen der anderen Schüler auch die Erwachsenen Mitfahrer angesteckt. Vielleicht hat der eine oder andere ganz im Stillen an seine eigene Schulzeit und den ersten Freund oder die Freundin gedacht, oder man war selbst der Klassenclown.
Die Atmosphäre war urplötzlich eine andere und Leute hatten ein Lächeln im Gesicht.
In weniger als 2 Minuten hat sich der Tag von bestimmt 40 Personen in diesem Wagon schlagartig von “Heute bin ich wirklich schlecht drauf.” zu “Das ist ein schöner Start und es wird ein guter Tag.” verändert.
Am Eingang eines jeden Unternehmens kann man bereits sehen, ob ein Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommt oder nicht, also ob sie immer noch Befehlsempfänger oder schon selbstbestimmte, selbstorganisierte, befähigte und wertgeschätzte Mitarbeiter sind. Der Klassenclown in der S-Bahn hat zumindest an diesem Tag, das Leben einiger Leute, unbewusst, positiv beeinflusst.
Kinder sind Meister im Rollenspiel, die sie so authentisch wie möglich mit Leben füllen. Egal ob es sich um Lebewesen oder Gegenstände handelt.
Diese Fähigkeit wurde den meisten Erwachsenen aberzogen, oder warum tun wir uns so schwer, eine wichtige Rolle zu spielen und sie auch zu leben? Vielleicht weil Positionen immer noch mehr gelten, als Rollen.                    Es braucht nur ein bisschen Fantasie und Improvisationsvermögen.
Leider werden genau an der Stelle, sogenannte Business Theater, wie sie Lars Vollmer beschreibt, veranstaltet. (http://larsvollmer.com/zurueck-an-die-arbeit/)
Nun hat mich ein anderer Kollege im Projektalltag einmal darauf aufmerksam gemacht, und zurecht gewiesen, dass “Die Mitarbeiter als Erwachsene Menschen und nicht wie Kinder behandelt werden sollten.”
Dazu muss ich Folgendes entgegnen:

  1. Was sagt das über den Umgang mit Kindern in unserer Gesellschaft aus, und
  2. Was genau soll ich daraus ableiten?
  3. Könnte man denken, dass der Kollege einer solchen Aussage, möglicherweise keinen engen Bezug zu Kindern hat, denn
  4. Es gibt wohl nichts Ehrlicheres und unkonditioniert Kreatives und Agiles, als Kinder

Wenn wir uns nur öfter ein Beispiel an ihnen nehmen, ihnen öfter zuhören und ihrer Intuition vertrauen würden, uns nicht so oft von ihnen genervt fühlen könnten, uns mehr mit ihnen beschäftigen, also wirklich beschäftigen würden, anstatt nur sie zu beschäftigen, dann würden wir Erwachsenen und Organisationen viel lernen können und wir würden merken, wie ernst man Kinder in gewisser Weise auch nehmen sollte und wie sehr sie unsere Leben bereichern.
Herbert Grönemeyer hat bereits vor Jahrzehnten erkannt, was Kinder in der Lage sind zu bewegen und hat gefordert: “Kinder an die Macht!”

Der Umgang mit Kindern sagt vielleicht auch etwas über unsere Kooperationsfähigkeit aus. Der Begriffserklärung nach, geht es um ein Zusammenwirken, nicht um Einzelbeschäftigungen zweier oder mehrerer Personen. 
Ich habe mich natürlich nur aus rein wissenschaftlichen Gründen und Forschungzwecken mit Kinderfilmen und Cartoons beschäftigt.
Einer meiner Cousins ist ein begnadeter Zeichner und hat bereits als Kind ganze Superman und Batman Comics aus dem Gedächtnis gezeichnet. Ich war immer fasziniert von dieser Gabe.
Unabhängig von den Einzelkämpfer - Helden, sind die modernen Serien der Kinder, in weiten Teilen, anders als noch zu meiner Kinderheit, als cross - funktionale Teams aufgestellt, die einer Herausforderung begegnen und sich dann transformieren, jede in eine Superpower Figur, die bestens miteinander interagieren, um gemeinsam für das Gute und den Erfolg zu kämpfen.
Von PJ Masks, Toy Story, Micky und seine Freunde, über Dora and friends, Pocoyo oder die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen bis hin zu The Fantastic Four, und so ziemlich alles was sonst noch im Comic Genre unterwegs ist und mehr als einen Superhelden hat, vermittelt die Vorteile von Kooperation und die individuelle Bedeutung jedes Einzelnen in einem Team. Nur im Arbeitsalltag scheint das alles oft keinen Bestand zu haben.
Auf die Produktentwicklung übersetzt, hieße das, dass die Experten-Teams darauf hinarbeiten, gemeinsam verlässlich zu liefern.
Fast jeder ist für die Guten, aber im realen Arbeitsleben sind die Guten ganz oft nicht mehr so gut.
Warum ist das so? Ist nur der Wunsch die Mutter aller Gedanken?
Ganz neu und interessant ist eine Kinderserie, die fast konstruktivistisch reframed davon spricht: “bad is the new good, good is the new bad.”, was soviel heißt wie: “Schlecht ist das neue Gut, Gut ist das neue Schlecht.” und ist aus der Sicht der Nachkommen von Protagonisten alter Märchen und Geschichten beschrieben, und bedeutet soviel wie, es kommt auf den Kontext jeder Geschichte an, denn sie kann häufig auch aus einer anderen Perspektive erzählt werden. So wie Geschichte nur die Summe der überlieferten Geschichten und deshalb niemals ganz neutral sein kann.
Es zeigt einfach, dass es nicht so schwarz - weiß zu betrachten geht, wie wir es noch häufig gewohnt sind, denn es gibt meist gute Gründe auch für unpopuläre Entscheidungen. Das heißt auch, dass niemand aus gewachsener Tradition das Management als die ineffiziente Ebene der Organisation verurteilen kann, deren Aufgabe es auch ist, bestimmte, nicht zu dezentralisierende Entscheidungen, zu treffen. Es gibt also eine Grauzone, die es gilt in Organisationen zu betrachten, und um mit dieser Grauzone umzugehen zu lernen, ist die Unterstützung von Coaches und Beratern nützlich.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn eine Organisation flexibel auf Veränderungen reagieren kann. Bruce Lee hat es so ausgedrückt: “Be water, my friend!”.
Wir kennen alle die Transformation von Avatars oder Terminators und ihre Anpassungsfähigkeit. Diese Fähigkeit muss nicht nur im Science Fiction bestehen, denn eigentlich wären wir in der Lage, Großes zu leisten und im Verbund mit anderen, die eigenen individuellen Stärken zum Glänzen zu bringen. Es muss nur jemanden geben, der das fordert und fördert. Diese Aufgabe liegt beim Scrum Master oder Coach.
Martin Stallmaier spricht davon, dass die Veränderung und Entwicklung der Mitarbeiter in Unternehmen hin zu agiler Produktentwicklung, einer Art Metamorphose gleicht. (http://originalscrum.com/)
Es geht also darum, die Potentiale jedes einzelnen Originals zu heben und zu fördern und für die Teams darum, gemeinsam verlässlich zu liefern. Unsere Comic Helden liefern auch regelmäßig, und wir schauen gerne zu.
Es geht doch im agilen Management zum Teil auch darum, das Leben der Menschen ein Stück weit besser zu machen, also auch, wieder mehr zu lachen, so wie die Menschen in der S - Bahn, und sei es aufgrund eines Klassenclowns.
Seien wir doch einfach ein bisschen weniger Erwachsenen - ernst und mehr Kinder - leicht, um die Ernsthaftigkeit der komplexen Herausforderungen unserer Zeit besser zu meistern. Damit meine ich nicht, kindisch unreif zu handeln, sondern offen, kreativ, kooperativ und mit einem gesunden Lächeln.
Komplizierte Lösungsansätze für komplexe Probleme laufen meist aus dem Ruder, habe ich gelernt.
Je komplexer eine Herausforderung scheint, desto einfacher sollte eine Lösung im ersten Schritt sein.
Dieses Prinzip klingt kindlich, und ziemlich genial. Findet Ihr nicht auch?
In diesem Sinne: Viel Erfolg bei der nächsten Transformation!

"Ein kleiner Unterschied im Ansatz, ein riesen Schritt in der Praxis"

über Konsent, Konsens, Sinn und Unsinn

Vor kurzem habe ich etwas mehr über Soziokratie und die interessante Methode für Entscheidungsprozesse in kollektiven Kreisstrukturen erfahren. Eines der entscheidenden Prinzipien dabei ist Konsent. Genau, Konsent und nicht Konsens, was zunächst sehr ähnlich zu sein scheint, vor allem wenn man auf das “Systemische Konsensieren” Bezug nimmt. Trotzdem gibt es einen kleinen aber feinen, und sehr bedeutenden Unterschied

Wein

"Agil einmal anders..."

Die Traube hing an einer Rebe, der Winzer fragte eines schönen Erntetages, wonach sie selber strebe.

“Consent, Consens(us) or Nonsense”

A small difference in the approach, one giant leap in the practice.

I recently learned more about Sociocracy and the very interesting method of decision taking processes in circle structured collective groups. One of the basic principle there is CONSENT. Yes, Consent not Consensus, which is similar, especially when we are referring to ‘Systemic Consensing’. Nevertheless there is a small but important difference.

"Kein Fingerzeigen mehr"

über Verantwortung in Organisationen und was es bedeutet

Wenn wir über agile Entwicklung und Transformation in Organisationen sprechen, dann neigen wir dazu, den “Neuen Weg des Zusammenarbeitens” nur als neu gewonnene Freiheit zu erkennen, die wir bekommen, um Probleme zu lösen, zu einem gemeinsamen Verständnis und zu Entscheidungen zu gelangen und um wirkliche Werte zu schaffen. Dabei vergessen wir gerne, dass all das, auch mehr Verantwortung für jeden Einzelnen bedeutet. Fast in jeder Arbeitsorganisation hört man Beschwerden von Mitarbeitern über die Chefs und Manager, und welche schlechten Entscheidungen getroffen werden. Doch was passiert, wenn die Menschen, die solche Aussagen treffen, ihre eigenen Entscheidungen treffen könnten? Sie hätten keine Befehle mehr zu befolgen, sondern müssten anfangen, selbst zu denken, und Chefs würden nicht mehr länger zum Sündenbock gemacht werden können?

“Pfannkuchen oder Berliner?”

über Begrifflichkeit, Terminologien, Definitionen, Kundenwünsche und Verständnis

Den Input für das heutige Thema gab eine nette Verkäuferin einer bayerischen Bäckerei, bei der ich einen Pfannkuchen bestellte. Sie lachte und fragte: “Sie kommen sicher aus der Berliner Gegend!?” Ich war erst erstaunt, dann habe ich den sinnbildlichen Hut gezogen, denn allein die Frage lässt erkennen, das die Frau wertvolle Erfahrungen gesammelt hat und sich mit Menschen oder zumindest mit unterschiedlichen Bräuchen, mit Sprache, Mentalitäten und Begriffen auskennt.