“Change ist unbequem”, dass sagte auch eine Kollegin, aber dann schien es, als wollte sie hinzufügen: “...doch bitte bei den Anderen, für mich ist das nichts!”
Nicht immer hat Veränderung auch ein direktes, positives Outcome, aber im größeren Kontext bekommt eben jedes Detail seinen Sinn, so auch Fehler.
Am Ende hat uns jede Veränderung ein Stück weit geprägt. So hat auch die Erfahrung bei der “Armee mit Post Its” Spuren hinterlassen und viel Stoff zum Lernen geboten.
Die meisten Mitarbeiter, die als Scrum Master arbeiten, selbst wenn sie in Projekten vielleicht einfach dazu gemacht werden, wissen zumindest, dass Veränderung etwas ist, dass bei Menschen nicht immer auf super Resonanz trifft.
Das aber Leute, in der Rolle des Prozess Managers, gefühlt am wenigsten bereit sind, sich zu verändern, sich nicht zuhören, sich nicht aussprechen lassen, und einfach gegen so ziemlich alle Prinzipien und Verhaltensweisen verstoßen, die im vernünftigen Umgang zu erwartet sein dürften, dass hat mich nachdenklich gemacht.
Von dem Mut, offen Probleme anzusprechen und lösungsorientiert daran zu arbeiten, ist mit einem einzigen Meeting beim vermeintlichen Chef, nicht viel übrig geblieben.
180 Grad Kehren kannte ich bisher eigentlich nur vom Segeln. Eine sehr toxische Atmosphäre hatte sich entwickelt, in der es darum ging, “...wer hat Recht?”. Eine Mini - Retro mit mir selbst brachte die Frage auf: Was heisst das eigentlich, wenn man von einem agilen Umfeld spricht, oder sich in Unternehmen und der Arbeitsweise als agil bezeichnet? Das Management sprach erst vom “Scrum Frame Work”, dann sprachen alle nur noch von “agil” und irgendwann vereinzelt nur noch von, “nicht komplett agil”. Spätestens dann sollten zumindest die Alarmglocken läuten.
Ich habe das wirklich von einem Projektmanager gehört, dass “das Projekt nicht richtig, sondern nur ein bisschen agil” sei. Also, wie eine Frau, die vielleicht auch nur ein bisschen schwanger sein kann!?
Was für ein Blödsinn hab’ ich gedacht, und dann waren da die Aussagen: “Einer muss ja die Befehle geben..”, “Bei Premier Ministern ist das auch so, dass die ihre Experten haben, die für sie arbeiten...” Zweifler werden freundlich ausgebremst und “alt- eingesessene Mitarbeiter“ nehmen das Ruder in die Hand”. Ein PO entfernt einfach ein Team Mitglied aus dem Dev. Team, weil er “..ihn nicht braucht”. “Wir müssen alles dokumentieren...!”, weil jetzt die Controller unterwegs sind.
Der Umgang innerhalb des Projekts wurde zunehmend rauher, um nicht zu sagen RESPEKT- loser, VERTRAUENs-verlust-reicher, TRANSPARENZ nur relevant auf elektronischer Basis, MUT wird meist damit verwechselt, dass jeder macht, was er will, oder Menschen mit Tatsachen & Entschei- dungen konfrontiert werden, die sowieso alternativlos sind, weil man den Kollegen, ...ach so, nicht Kollegen, sondern Untersetzten, den Befehlsempfängern keine Zeit lässt, oder gar nicht erst fragt, eine andere Idee oder Alternative zu entwickeln. Mutig ist dann auch, dass man den Regelmeetings fernbleibt. “Anderes ist eben wichtiger!” Ich frage mich immer wie das geht, wenn man Prioritäten richtig definiert hat.
“Wir haben keine Zeit!”, aber eine Stechuhr. “Es macht keinen Sinn, jetzt wieder was zu ändern, ab Q4 wird sowieso alles anders.”, dass weiss aber nur einer.
Warum stellt eine Firma Mitarbeiter ein, denen man nicht vertraut oder an deren Expertise man zweifelt? Möchte man als Unternehmer nicht in Personal investieren, das am besten die Ziele und Interessen des Unternehmens vertreten und erreichen kann!? Wenn also auch der Unternehmer und der Personal Manager Ihre Arbeit gut machen und ihre Rollen verstehen, dann bräuchte man eigentlich immer weniger Kontrolle.
Die Rollen sind bei den meisten Mitarbeitern aber scheinbar nicht klar und damit auch nicht die Verantwortlichkeiten. Auf der anderen Seite, kennen sie dann aber auch nicht, die Rechte die sie haben und die Fähigkeiten als Experten, sich einbringen zu können und wirklich kreativ zu sein. Etwas gestalten zu können. Stattdessen lebt die Mehrheit vor sich hin, weil “..man ja Geld verdienen muss...” und wartet lieber darauf Vorgaben abzuarbeiten. “Scrum Master und noch schlimmer Consultants, die sich profilieren wollen, sind lästig und stellen nur blöde Fragen.” Das ist eine gefährliche generelle Verurteilung der Menschen, die eigentlich ein wichtiger Teil des Teams sein sollten, und wenn eine offene Unternehmenskultur herrscht, auch sein können.
“Wir machen hier agil, aber Zack Zack, wie das am Ende aussieht, ist mir Schuppe!”. So in etwa hat es sich ein ums andere Mal angehört. “Ok, die Backlogs sind jetzt nicht so gut gepflegt, aber die Entwickler wissen eh, was zu machen ist.”
Das heisst für mich, sie haben Gehorsam gelernt und sind zu guten “Soldaten” erzogen worden. So ein Projekt kann keine ehrgeizigen Ziele verfolgen, ohne ständig nachjustieren und Abstriche machen zu müssen, weil es unter diesen Umständen einfach knallhart gegen die Wand fahren würde. Leistungsgesellschaft, gute Nacht!
Ist das ein innovatives Umfeld, in dem ich einen Großteil meiner Lebenszeit mit Arbeit verbringen möchte, wenn es gefühlt kaum Mitarbeiter gibt, die genügend Rückrat und Verständnis für agile Werte besitzen und einen vernünftigen Umgang pflegen?
Nein, ist es nicht. Deshalb bin ich raus mein Kind, “bin wieder auf der Reise und hab Rückenwind.”
Ein Gutes hat die Erfahrung für mich schon mal ganz sicher, ich kann nach dem ungeschützten Sex sagen: “Keine Sorge, Baby, Du wirst maximal nur ein bisschen schwanger!