“Auf den Klippen des Country Club”

(Werte, Ziele)

23.04.2017
“Auf den Klippen des Country Club”

Ich fragte mich, wer dort, in der Steueroase, außer einigen Tennis Profis oder Formel 1 Managern noch wohnt, und vor allem, was die Leute dort wohl machen. Nur die Aussicht zu genießen, und das Essen zubereitet und serviert zu bekommen, stelle ich mir auf Dauer sehr fad' und langweilig vor. Sicher ist man schnell dabei, zu denken: “…purer Neid!”, aber das ist an dieser Stelle ganz bestimmt nicht der Fall. Ich gönne es jedem, der etwas dafür geleistet hat und sich eventuell einen Traum erfüllen konnte und dies deshalb auch genießen können soll. Ich könnte es mir nur selbst dort nicht richtig vorstellen.

Ein Teil der Menschen genießt hoffentlich viele Jahre des verdienten Ruhestandes, oder einfach die Abgeschiedenheit, idealer Weise in großer Familie und vielen Kindern und Enkeln, damit so ein Anwesen auch Auslastung erfährt. So wie es Peter Fox in seinem “Haus am See” beschreibt. Mit diesem Gedanken kann ich mich sehr gut anfreunden.  Aber die Frage steht seit unserer Abfahrt immer noch auf den Felsen des Fürstentums: Genießen die Villen - Anwohner es dort wirklich und worin besteht die Herausforderung und Erfüllung in deren Leben am Country Club?

Was mich wiederum auf das eigentliche Thema meines heutigen Blogs brachte, nämlich die Frage von Leistung, den eigenen Ansprüchen und Zielen in unserer Gesellschaft und in Unternehmen. Wir haben einfach mal vermutet, dass die meisten Leute mit solchen Besitztümern in einer Position sind, in der es keine Notwendigkeit für eine Erwerbstätigkeit mehr gibt.         Nun sind sicher auch die Kosten dort recht hoch, aber gehen wir mal davon aus, dass die Mehrzahl der Anwohner, nicht mehr unbedingt viel tun müssten im Leben, um sich etwas leisten zu können. Was also macht man dort? Im besten Fall ergibt sich eine gewisse Freiheit und Raum für die Dinge, die man wirklich gerne tut, selbstbestimmt und selbst verwirklichend.        Vielleicht frönt man der Kunst und Kultur.

Vielleicht liegt aber auch genau dort der entscheidende Unterschied in der Definition von Werten und Leistung.             Nämlich zwischen "Etwas leisten zu können" und "Sich etwas leisten zu können”. Worauf ich hinaus will, ist die Motivation zur Leistung auf der einen Seite und den individuellen Zielen im Leben auf der anderen. Also, einem jungen Tennis Spieler oder einem Messi, der davon träumt, einmal solch ein Haus zu besitzen, gibt dem Talent und ambitionierten Sportler vielleicht einen guten Grund (Steve Jobs sprach immer von ‘Purpose’), sich von diesem super Talent zu einen Top Spieler entwickeln zu wollen. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass die Motivation zur Leistung bei Sportlern nicht in erster Linie in materiellen Zielen begründet liegt. Sobald er sich also die Villa leisten kann, spielt für unseren Messi plötzlich etwas anderes eine Rolle, nämlich, ob und wie viel man von den Millionen (materiellen Werten) abgeben muss oder möchte. Plötzlich ist er auch Geschäftsmann, mit tausenden von Menschen um ihn herum, Beratern, Anwälten usw. und eigentlich verliert er an Fokus, für seine Kernkompetenz.

Im Unternehmen sind das die Experten der Projektteams, die aufgrund ihrer Kompetenzen eingestellt wurden, dann aber von anderer Seite Aufgaben und Entscheidungen eingekippt bekommen, die außerhalb ihrer Verantwortlichkeit liegen und ständig vom eigentlichen Lieferziel bzw. Lieferversprechen abhalten. Das passiert vor allem dort, wo sich die Mitarbeiter ihrer eigenen und der anderen Rollen im Projektumfeld nicht bewusst sind. Die Einstellung zur eigenen Leistung und den Werten ändert sich dann plötzlich auch, weil man verstärkt Dinge tut, für die man nicht brennt und keine Expertise hat. Spielt unser Messi mit mehr Geld nun auch besser Fußball? Im Gegenteil, härter gearbeitet u. gelernt haben fast alle auf dem Weg dorthin. Ist er plötzlich ein besserer Mensch? Wohl nicht, vielleicht wird er zum Vorbild, aber doch eigentlich zuerst durch sein Handeln und nicht wegen seiner materiellen Werte. Wie traurig kann also ein Leben in einem Anwesen am Country Club und auch sonst wo werden, wenn die Motivation, Inspiration und der Grund (Purpose) zum Handeln und zur Leistung plötzlich fehlen!? Nicht zu verwechseln damit, dass man den Moment des Erfolges genießen, oder sich etwas leisten darf.

Es ist das Ziel, dass nicht verloren gehen sollte. Bestimmt muss es im Leben öfter neu definiert werden, aber ich denke, dass das wichtigste, was man besitzen kann, ein starkes Ziel ist, nicht so sehr materielle Güter. Diese sind oft der Nebeneffekt im Sog des Erfolges und stellen sich fast von alleine ein. Sie beruhigen bekanntlich zwar auch die Nerven, können aber, wie vorher erwähnt, häufig sogar ablenken. Frei nach der Zeile: “I can’t get no satisfaction”, ist der Hunger und die Neugier am Leben, der Motor etwas zu leisten, etwas zu bewirken, also ein Ziel, das entscheidende Element. Fast ein Aufruf zum lebenslangen Lernen.

Was heißt das für Unternehmen, die sich Scrum auf ihre Fahnen schreiben. Das heisst, dass die Idee von Scrum, dort, wo sie geeignet oder wirklich sinnvoll anwendbar ist, auf längere Sicht fehlschlagen wird, wenn sie nur als Instrument von Managern zur Profitmaximierung missbraucht wird, weil der Ansatz zur Veränderung dann, den Werten und agilen Prinzipien entgegensteht. Ich behaupte sogar, dass in wirklich modernen Unternehmen (ohne Sklaverei) Profiterhöhung nur parallel zur Steigerung wirklicher Werte möglich ist. Der Mehrwert eines Unternehmens wäre nach seiner Begrifflichkeit mehr, als der Wert den das Unternehmen tatsächlich inne hat, bzw. erwirtschaftet. Wie kann man das genau definieren, in Geld? In Papier, dass permanent neu gedruckt wird und nur eine Messgröße darstellt?

Der Wert des Unternehmens ist in Definition, die Summe der durch seine Mitarbeiter erschaffenen und existierenden Güter & Waren. Für ein Unternehmen wie Facebook sind es wohl Informationen. Was geschieht, wenn die wegfallen. Was passiert dann mit dem Börsenwert? Werte werden inflationär, wenn permanent nur monetär Mehrwert (also mehr Geld) entsteht. Echte Werte würden tatsächlich mehr, wenn Mitarbeiter aus den Mechanismen der modernen Sklaverei heraustreten und (außerhalb des Lohnerwerbs) einen Sinn in ihrem eigenen Tun und der dafür eingesetzten Energie & Zeit erkennen können und dieses Tun auch für von menschlichen Werten überzeugtes Handeln einzusetzen in der Lage sind. Wie ehrlich, sinnvoll, rechtsschaffend und progressiv unser Handeln wirklich ist, wird nur schwer objektiv einschätzbar sein, aber eine innere, fast intuitive Erkenntnis sagt jedem Menschen, ob wir Sinnvolles und Gutes tun, oder sogar jemanden bewusst schaden könnten.

C.Cipolla sagte: “Dummheit ist der Akt, jemand anderem zu schaden, ohne sich selbst zu nützen." Und nach Brecht wird die Dummheit unsichtbar, wenn sie nur genug große Ausmaße angenommen hat. Also sollte bei allem Tun, der Nutzen betrachtet werden. Was ist also das Ziel, der Grund für unser Handeln?

Der Ansatz der agilen Werte, als von den Japanern und US Amerikanern bekannt gewordene Theorie ist besonders interessant, mit dem Hintergrund, dass wir Europäer im Arbeitsrecht eigentlich schon weit aus größere Errungenschaften und Werte erzielt hatten, als in diesen Staaten. Das zeigt, dass es nicht Institutionen, sondern einzelne Menschen mit Visionen sind, die Dinge anschieben und verändern können. Zumindest haben sie verstanden, gute Ideen und Werte populär zu machen und in ein Geschäftsmodell zu packen. Danach liegt unser ‘professionelles’ Glück sowohl im Bewusstsein, als auch im Unterbewussten, das zu tun, was uns weiterbringt und nicht auf der Stelle stehen lässt, sowohl im Einzelnen, als auch als Teil einer gesellschaftlichen, unternehmerischen, sportlichen bzw. kulturellen Gemeinschaft. Stärker involviert in der Arbeit ist, wer individuelle Ideen und Vorstellungen einfließen lassen kann, in welchem Umfeld auch immer. So wird niemand auf Dauer mit all seiner Energie, Leistungen für Unternehmer erbringen, denen im Gegenzug die persönlichen bzw. menschlichen Werte nicht kümmern.

Dies wiederum erklärt, dass viele Unternehmen noch immer in Strukturen moderner Sklaverei funktionieren, weil die wenigsten Mitarbeiter klare individuelle Ziele verfolgen und Unternehmer die Definition und Nachhaltigkeit von wirklichen Werten nicht begriffen haben. Sie unterwerfen sich lieber, wie “Tim Taler” einer Messgröße, die ihre Persönlichkeit und Anerkennung in den Nullen, vor einer Kommastelle definiert. Was dabei herauskommt, kennen wir. Das Lachen wird verkauft und das Leben wird zur Ödlandschaft, von Personen, die vielleicht nicht mehr tun müssen, als die Aussicht zu genießen. Wahre Werte, Motivation, Inspiration und Purpose würden dann über die Klippe gejagt.

Soweit kommt es aber zum Glück nicht, denn der junge Zverev hat in Montecarlo gerade geliefert und mit einem Kracher - Ass, sein zweites Match gewonnen. Er scheint ein klares Ziel zu verfolgen, was all die Mühe in der Hitze und jeden Schlag, wie eine Leichtigkeit aussehen lässt. Das nennt man Flow.

"Ein kleiner Unterschied im Ansatz, ein riesen Schritt in der Praxis"

über Konsent, Konsens, Sinn und Unsinn

Vor kurzem habe ich etwas mehr über Soziokratie und die interessante Methode für Entscheidungsprozesse in kollektiven Kreisstrukturen erfahren. Eines der entscheidenden Prinzipien dabei ist Konsent. Genau, Konsent und nicht Konsens, was zunächst sehr ähnlich zu sein scheint, vor allem wenn man auf das “Systemische Konsensieren” Bezug nimmt. Trotzdem gibt es einen kleinen aber feinen, und sehr bedeutenden Unterschied

Wein

"Agil einmal anders..."

Die Traube hing an einer Rebe, der Winzer fragte eines schönen Erntetages, wonach sie selber strebe.

“Consent, Consens(us) or Nonsense”

A small difference in the approach, one giant leap in the practice.

I recently learned more about Sociocracy and the very interesting method of decision taking processes in circle structured collective groups. One of the basic principle there is CONSENT. Yes, Consent not Consensus, which is similar, especially when we are referring to ‘Systemic Consensing’. Nevertheless there is a small but important difference.

"Kein Fingerzeigen mehr"

über Verantwortung in Organisationen und was es bedeutet

Wenn wir über agile Entwicklung und Transformation in Organisationen sprechen, dann neigen wir dazu, den “Neuen Weg des Zusammenarbeitens” nur als neu gewonnene Freiheit zu erkennen, die wir bekommen, um Probleme zu lösen, zu einem gemeinsamen Verständnis und zu Entscheidungen zu gelangen und um wirkliche Werte zu schaffen. Dabei vergessen wir gerne, dass all das, auch mehr Verantwortung für jeden Einzelnen bedeutet. Fast in jeder Arbeitsorganisation hört man Beschwerden von Mitarbeitern über die Chefs und Manager, und welche schlechten Entscheidungen getroffen werden. Doch was passiert, wenn die Menschen, die solche Aussagen treffen, ihre eigenen Entscheidungen treffen könnten? Sie hätten keine Befehle mehr zu befolgen, sondern müssten anfangen, selbst zu denken, und Chefs würden nicht mehr länger zum Sündenbock gemacht werden können?

“Pfannkuchen oder Berliner?”

über Begrifflichkeit, Terminologien, Definitionen, Kundenwünsche und Verständnis

Den Input für das heutige Thema gab eine nette Verkäuferin einer bayerischen Bäckerei, bei der ich einen Pfannkuchen bestellte. Sie lachte und fragte: “Sie kommen sicher aus der Berliner Gegend!?” Ich war erst erstaunt, dann habe ich den sinnbildlichen Hut gezogen, denn allein die Frage lässt erkennen, das die Frau wertvolle Erfahrungen gesammelt hat und sich mit Menschen oder zumindest mit unterschiedlichen Bräuchen, mit Sprache, Mentalitäten und Begriffen auskennt.