"Außer Konkurrenz - ist außerhalb der Wertung"

Belebt Konkurrenz wirklich das Geschäft? (Leistung & Vergleich)

18.06.2017

Dabei behaupte ich ganz frech, dass die Wenigsten wissen, was Leistungsgesellschaft wirklich bedeutet und einer Gesellschaft trotzen letztlich immer die Menschen.
Ich kenne nichts Vergleichbares, wie Hochleistungssport, und nicht viele wissen, was Top Sportler wirklich leisten “müssen”, nicht weil es ein anderer sagt oder erwartet, sondern weil es sonst nicht reicht und man am Ende sich nur selbst am meisten enttäuscht.

Wenn aber auf der anderen Seite Konkurrenz fehlt, und Wettbewerber bzw. Spielpartner nicht ebenbürtig sind, zerfällt auch der Raum des Ruhmes in eine Normalität der Übermacht. Das nennt man dann wohl Monopolstellung. Man könnte annehmen, dass das Interesse schwindet, weil diese Macht auch keine Wahlmöglichkeiten mehr zulässt. “The winner takes it all.”?
Wer kennt nicht die letzten 30 Minuten eines elend langen Monopoly Spiels, bei dem bereits 3 Mitspieler ausgeschieden sind und sich mit anderen Dingen beschäftigen, während der letzte Gegner sich mit Händen und Füßen wehrt, seine 2 noch übrig gebliebenen Bahnhöfe und das Wasserwerk, ebenfalls an den steinreichen Sieger abzugeben. Was ist denn, wenn “the winner all getaked” hat? Spannend ist das Spiel nur, bis zu dem Punkt, an dem es einseitig wird, auch für den Gewinnenden.

Der Zauber, den vor allen im Sport der Vergleich ausmacht, erlischt und Erfolg wird in den Eintritt des Erwarteten umdefiniert, wodurch mit großer Wahrscheinlichkeit Langeweile entwickelt wird.
Kunden reagieren frustriert, weil Angebote alternativlos werden.

Wie Sara Lewis in ihrem Buch “The Rise" beschreibt, liegt die wirkliche Gabe des Lebens, in der Kreativität und ihrer leeren Räume oder ‘Havens’, also Himmeln, als Möglichkeiten Fehler machen zu können und dadurch zu lernen, um sich ständig weiter zu entwickeln, dass heisst auch, dass in einem Vergleich, der Meister sich nur weiter entwickeln kann, wenn er gefordert wird, wenn auch er die Möglichkeit des Verlierens oder Scheiterns spüren kann. Dabei kommt es an dieser Stelle darauf an, wie mit Fehlern umgegangen wird.
Natürlich will man nicht absichtlich Fehler machen.
Jurgen Appelo hat in einem seiner Vorträge ebenfalls darauf hingewiesen, dass es die “Learnings” sind, die man außer Erfolgen feiern sollte. Somit sind Fehler nur Grundlage für den Umgang mit ihnen und für’s Lernen, was aber wiederum als erstes eine gewisse Fehlerkultur voraussetzt, oder, nennen wir es wie Appelo, ‘Awarding culture', also Belohnungskultur als positive, emotionale Komponente.
Man kann sich sicherlich selbst herausfordern und immer ein Stück besser werden, aber dass ist etwas Anderes, als die Interaktion mit anderen Menschen, die von etwas genauso stark bewegt werden und fasziniert sind, wie man selbst, und die einem womöglich viel leichter Entwicklungspotentiale aufzeigen, weil sie, anders als beim “Schattenboxen” sinnbildlich auch da hinhauen, wo es wehtut. Wir sind nun mal soziale Wesen.
Dabei kommt mir die Szene von Will Smith in “I Am Legend” in den Kopf, in der er der vermeintlich letzte lebende Mensch in New York ist und sich mit den Schaufenster Puppen im Music Store oder einer Bücherei unterhält, die er selbst dort postiert hat. Oder war es doch ein Sex Shop? ;) Egal.
In Einzelsportarten gehen deshalb viele Sportler gleichzeitig an den Start, oder zumindest zwei in ein "Kräftemessen".

In Mannschaftssportarten gibt es 2 Ebenen solcher Konkurrenzen. Einmal die, des Teams gegenüber einem anderen, in dem der Einzelne Teil des kollektiven Geistes, des Erfolges oder Misserfolges ist. Somit ein Teil des Ganzen.
Dann ist da aber auch die direkte, interne Konkurrenz im Team, um die Krone, den Publikumsliebling, die Rolle des Kapitäns (die wiederum nicht jedem liegt, weil sie mit zusätzlichen Verpflichtungen verbunden ist und als Bindeglied zum Trainer stehen soll.) die entscheidende Aktion, Punkt, Tor oder den MVP Titel.
Nicht umsonst gibt es all diese Kategorien, Preise und Auszeichnungen, nach denen Menschen in allen Professionen und Sparten des Lebens streben. Wie fair die Auswahl und Bewertung dieser Anerkennungen in der Praxis letztlich ist, soll hier erst mal unbeachtet bleiben.
Alle Wettkämpfe, als Urform der Leistungsgesellschaft und des Vergleichs kennen diese Ausformung in Meisterschaften verschiedenster Kategorien. Die Disziplinen der ersten Olympischen Spiele, sowohl im Sport, der Musik, Mathematik, ”best of the year”, Awards wie Filmfestivals, Golden Globes oder Nobel Preise uvm.
Warum sind diese für unsere Gesellschaft so bedeutend?
Weil sie etwas Besonderes wertschätzen sollen. Herausragende und außergewöhnliche Leistungen ehren, und weil es ein Stück weit in unserer Natur begründet liegt, vielleicht in dem UrInstinkt des idealen Paarungspartners!? Urmenschen haben sich beim Jagen schließlich gegen direkte Futterkonkurrenz durchsetzen müssen. Wer nicht schnell genug war, musste hungern, da auch ein Bär o. Löwe die Beute für seine Familie erlegte. Nun haben wir Menschen uns seitdem doch zumindest ein kleines bisschen weiterentwickelt, will man meinen.
Monopolstellung bedeutet also, dass der Löwe & der Bär als Konkurrenten beseitigt wurden, und der Mensch oder die Organisation nur noch gegen sich selbst wettkämpft. Es drohen Gefahren, wie Über- oder Unterkapazität, Einzug von Hierarchien, Unterbrechung des (Öko)Systems, Einseitigkeit oder Verlust an Skills.
Jeder Ex- Sportler hat bestimmt die frustrierende Situation erlebt, in der man sich nach einiger Zeit, nach Karriereende, wieder einem Vergleich stellt und denkt, man hat nichts verlernt und ist auch fit geblieben, geht dann aber im Vergleich mit aktiven Athleten so dermaßen unter, weil man über lange Zeit keine regelmäßige Vergleichsgröße auf hohem Niveau hatte, um zumindest Erfahrung und Spielwitz zu trainieren und die fehlende Athletik, und die abbauenden Fertigkeiten, ausgleichen zu können.
Wenn man nicht mehr wirklich Paroli bieten kann, dann will sich auch kein richtig guter Junior mehr mit einem messen, egal ob Du einen Namen hast oder nicht. So ähnlich verhält es sich mit richtig guten Start - Up’s.
Leistungssport ist da gnadenlos und Schwächen kann man kaum verbergen.
Das Fehlen von Konkurrenz in der Wirtschaft durch Monopolisierung von Konzernen ist höchst bedenklich?
Die Folgen sieht man bei Projekten und Unternehmen, die keine wirklichen Vergleichsgrößen haben. Man geht weniger auf Kunden ein, weil man es ja auch nicht muss. Arbeit wird dann oft zum Selbstzweck, ohne Wertschöpfungsgedanken oder aus reiner Profitsucht.
Auch in Projektteams existieren die 2 Ebenen der Konkurrenzen, wenn aber die Ziele oder zumindest Visionen fehlen, wird es auch schwer den Erfolg zu definieren und zu feiern. Meist geht der Konkurrenzkampf dann intern los und mündet meist in Missgunst oder politischen Zwistigkeiten. (Sehr zu empfehlender Artikel dazu auch: http://karrierebibel.de/konkurrenzdenken/ Jochen Mai)

Deshalb kommt es meiner Meinung nach auch hier, besonders auf die unterschiedliche Sicht und Definition von Konkurrenz und Wettbewerb an. Selbst wenn es keinen direkten Konkurrenten im Spiel o. Projekt gibt, geht der Vergleich für sehr viele Menschen gegen etwas. Ein Sportler gegen die Uhr, den Gegner, eine Bestweite, oder im äußersten Fall gegen sich und seine eigene Leistung selbst.
Dabei liegt es vor allem in der menschlichen Natur, zu kooperieren. Der Kapitalismus hat uns wohl ein Stück weit dahin konditioniert, gegen jemanden oder etwas zu sein, und die deutsche Sprache scheint da machmal auch besonders destruktiv. ;)

Die andere Sicht oder Haltung zur Definition, betrachtet demnach alles was wir tun, also auch den Wettbewerb immer FÜR etwas. Für den ersten Platz, für den guten Zweck, oder für mehr Geld. Wie gut war doch die Welt noch, als wir Kinder um oder für die Ehre spielten.
Wer FÜR etwas arbeitet, hat den Fokus auf das Ziel gerichtet, und agiert nicht destruktiv.
Es fällt bekanntlich leichter, gegen etwas zu sein, zu wissen was man nicht will oder wo man nicht hin will, aber einem Taxifahrer sagen wir ja auch nicht, wo er überall nicht hinfahren soll. Demnach ist es wichtig, sein Ziel zu kennen und dafür zu sorgen, es zu erreichen. Die Systemiker sagen auch: “Hin zu etwas, anstatt weg von…”.
Die Leute die chronisch gegen etwas sind, hangeln sich von Ereignis zu Ereignis, während ein wirklicher Sieger den Vergleich als Schritt zur Erreichung seiner Ziele versteht, als Baustein auf dem Weg zu wahrer Größe. Wie eine Turniermannschaft, die sich von Spiel zu Spiel steigert und am Ende mit einem Pokal belohnt wird.
Mit dem Alter verschieben sich auch die Gründe bzw. die Motivation für Vergleiche und Leistung, denn die Prioritäten ändern sich.

Zu häufig wird das Wort Wettbewerb aber in antiquiertem Muster gebraucht und eine Organisationsstruktur geschaffen, die einer echten Entwicklung und Verbesserung entgegensteht.
Erfolg heißt, nichts unversucht zu lassen, um ein Ziel zu erreichen. Das Ziel dient daher nur der Orientierung.  Nur, wer nicht alles versucht, hat schon verloren.
Konkurrenz (also Wettbewerb) kann die Grundlage für Innovation und Erneuerung sein, wenn man sie als Ansporn und Inspiration betrachtet, sich an den Besten, als Vorbild orientiert und sie nicht als permanente Gegner versteht.
Vielleicht eine der wichtigsten Erkenntnisse, die man aus dem Sport ziehen kann. Die Konkurrenten im sportlichen Wettkampf erlangen, selbst wenn sie für die Dauer des Vergleichs als Gegner betrachtet werden, die es, zum Beispiel beim Boxen, gilt, körperlich zu attackieren, am Ende den höchsten denkbaren Respekt und wertschätzende Anerkennung, denn erst durch ihn wird die eigene Leistung mess- und sichtbar.
LeistungssportlerInnen wissen genau, was eine KonkurrentIn zu leisten hatte, um im Wettbewerb an den Punkt des Finales zu gelangen, in dem beide stehen. Das bedeutet im Umkehrschluss, großes Verständnis und ein Stück weit Selbstreflexion und Achtung.
Das Wissen, dass es andere kluge Köpfe da draußen gibt, mehr geniale und leidenschaftliche SportlerInnen, mehr Löwen und Bären, die auch auf der Jagd nach Nahrung sind, bringt uns dazu, (uns) immer besser zu entwickeln, dass Buch oder den Song zu schreiben, unser Original zu fördern, mehr zu erlernen und neue Fähigkeiten zu entwickeln, also agil zu sein und innovativ zu arbeiten. Wettbewerb kann also ein wichtiger Motor sein, aber außer Konkurrenz heißt eben nicht die Beste, sondern außerhalb der Wertung zu sein.
Deshalb gilt es, die Haltung in ein ‘Für Etwas’ zu verwandeln.

 

"Ein kleiner Unterschied im Ansatz, ein riesen Schritt in der Praxis"

über Konsent, Konsens, Sinn und Unsinn

Vor kurzem habe ich etwas mehr über Soziokratie und die interessante Methode für Entscheidungsprozesse in kollektiven Kreisstrukturen erfahren. Eines der entscheidenden Prinzipien dabei ist Konsent. Genau, Konsent und nicht Konsens, was zunächst sehr ähnlich zu sein scheint, vor allem wenn man auf das “Systemische Konsensieren” Bezug nimmt. Trotzdem gibt es einen kleinen aber feinen, und sehr bedeutenden Unterschied

Wein

"Agil einmal anders..."

Die Traube hing an einer Rebe, der Winzer fragte eines schönen Erntetages, wonach sie selber strebe.

“Consent, Consens(us) or Nonsense”

A small difference in the approach, one giant leap in the practice.

I recently learned more about Sociocracy and the very interesting method of decision taking processes in circle structured collective groups. One of the basic principle there is CONSENT. Yes, Consent not Consensus, which is similar, especially when we are referring to ‘Systemic Consensing’. Nevertheless there is a small but important difference.

"Kein Fingerzeigen mehr"

über Verantwortung in Organisationen und was es bedeutet

Wenn wir über agile Entwicklung und Transformation in Organisationen sprechen, dann neigen wir dazu, den “Neuen Weg des Zusammenarbeitens” nur als neu gewonnene Freiheit zu erkennen, die wir bekommen, um Probleme zu lösen, zu einem gemeinsamen Verständnis und zu Entscheidungen zu gelangen und um wirkliche Werte zu schaffen. Dabei vergessen wir gerne, dass all das, auch mehr Verantwortung für jeden Einzelnen bedeutet. Fast in jeder Arbeitsorganisation hört man Beschwerden von Mitarbeitern über die Chefs und Manager, und welche schlechten Entscheidungen getroffen werden. Doch was passiert, wenn die Menschen, die solche Aussagen treffen, ihre eigenen Entscheidungen treffen könnten? Sie hätten keine Befehle mehr zu befolgen, sondern müssten anfangen, selbst zu denken, und Chefs würden nicht mehr länger zum Sündenbock gemacht werden können?

“Pfannkuchen oder Berliner?”

über Begrifflichkeit, Terminologien, Definitionen, Kundenwünsche und Verständnis

Den Input für das heutige Thema gab eine nette Verkäuferin einer bayerischen Bäckerei, bei der ich einen Pfannkuchen bestellte. Sie lachte und fragte: “Sie kommen sicher aus der Berliner Gegend!?” Ich war erst erstaunt, dann habe ich den sinnbildlichen Hut gezogen, denn allein die Frage lässt erkennen, das die Frau wertvolle Erfahrungen gesammelt hat und sich mit Menschen oder zumindest mit unterschiedlichen Bräuchen, mit Sprache, Mentalitäten und Begriffen auskennt.