"Bube, Dame, König..."

Die Rolle der Kunden und wie agil sind Festanstellungen für Coaches

17.01.2018
"Bube, Dame, König..."

Zumindest ist es für die Wenigsten einfach zu handhaben, womöglich einen Vorgesetzten oder zumindest “disziplinarischen Verantwortlichen” vor der Nase zu wissen.

Wo wir beim Thema Autorität wären. Manch Traditionalist wird nun vielleicht denken, man hätte eh nur ein Autoritätsproblem.  Dem wäre jedoch zu entgegnen, dass Autorität in modernen, progressiven und lösungsorientierten Gesellschaften niemals auf Kontrolle, Druck und Einzelentscheidungen basieren kann, sondern erworben werden muss. Es ist das Resultat von echten Leadership - Qualitäten, Respekt und geschaffenem Vertrauen.                                                                                                                                            Menschen werden Autorität akzeptieren, wenn das Verhältnis innerhalb des Systems auf Wertschätzung basiert. Alles andere ist Macht.

Genau dieses Problem sehen wir aktuell in den meisten Regierungsstrukturen auf der Welt.                              Politik arbeitet derzeit leider zu häufig rückwärts gerichtet und traditionalistisch. Autorität ist aber etwas, dass manche Menschen kreieren oder bei anderen hervorrufen können. Die NLP Spezialisten unter uns, wissen wahrscheinlich sehr genau, wovon ich spreche. Es kann aber eben in keinster Weise verordnet werden. 
Es gibt auch in dieser Hinsicht fantastische Beispiele und Vorbilder im Sport. Autoritäten, die durch ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten, Erfahrungen, Leistungen und ihr Verhalten herausstechen und zu denen andere, Kollegen, Athleten und Kinder aufschauen und von denen man lernt und auch gerne Hinweise annimmt.

Meine Empfehlung für Unternehmen, die sich auf den ‘agilen’ Weg machen ist, als erstes die Karotten abzuschaffen, die sinnbildlich den Eseln vor die Nase gehalten werden. Firmen sprechen meist von flexiblen Vertragsteilen, oder Bonus Strukturen, wenn sie mit alten Belohnungssystemen agieren. Es handelt sich um, an Bedingungen geknüpfte Zahlungen, die meist nicht auf die selbstorganisierten und agilen Ziele einzahlen und auch nicht vom agilen Manifest gedeckt sind.

  • Wer entscheidet denn, ob ein Bonus gezahlt wird und wie dieser aussieht?
  • Woran wird gemessen, ob der Bonus gezahlt werden kann?
  • Gibt es also bestimmte Zahlen oder Quoten, die erreicht werden müssen?
  • Auf welcher Grundlage werden diese Zahlen erhoben und sind diese ernsthaft für individuelle Bewertungen heranziehbar und aussagekräftig?
  • Was sagt es über die Leadership Strukturen des bewertenden Managements im Unternehmen?

Ich plädiere dafür, dass die Position des agilen Coaches und Beraters für agile Transition in Unternehmen, grundsätzlich besser mit freien Beauftragungen bewerkstelligt werden sollte, um dem Unternehmen die beste Form der Beratung und größten Entwicklungmöglichkeiten durch Unabhängigkeit der Berater zu eröffnen.
Die Rolle des Scrum Masters ist da schon etwas anders, denn diese kann bei der Arbeit mit einem oder vielleicht auch 2 Teams, innerhalb der Gesamtorganisation durchaus auch in Festanstellung gut funktionieren, solange innerhalb der Projektstruktur genügend Freiraum und Autonomie für die Teams eingeräumt wird, und die Arbeit der Scrum Master so auch vom Management unterstützt und geschützt wird.

Die besondere Falle, in die viele Projektmanager häufig treten ist, dass man agiles Arbeiten und Entwicklung so auslegt und definiert, wie es gerade gebraucht wird.

Agiles Mindset und Haltung wird oft mit Methodik verwechselt. Es reicht eben nicht aus, nur einige Regelmeetings im Scrum Prozess zu installieren. Das ist zwar ein guter Schritt und sicherlich ein Anfang, aber entscheidend ist, wie es ganzheitlich in der Organisation wirklich umgesetzt und gelebt wird und ob die Einstellung der Mitarbeiter sich ändert und mehr Selbstorganisation und Verantwortung auch angenommen und zugelassen wird, oder ob die Mehrheit innerlich im Widerstand bleibt.

Die andere Frage, die mich beschäftigt ist, dass wir immer über den Umgang, die Kultur und das Mindset in den Organisationen, der Mitarbeiter oder des Managements sprechen. Was ist mit den Kunden?
Sollten wir nicht auch einmal kritisch auf die Rolle des Kunden schauen, die sehr oft dazu missbraucht wird, absolut unnötige und unsinnige Arbeiten oder Entscheidungen zu rechtfertigen oder zu entschuldigen? Müssen wir vielleicht dafür sorgen, dass auch Kunden Schulungen für die agile Entwicklung erhalten?

Warum? Der Kunde soll zwar ‘bekanntermaßen’ König sein, aber die Zeiten, in denen Menschen als Hofnarren sinngemäß aus dem Fenster springen mussten, weil der König bespasst werden wollte und es befohlen hat, sind zum Glück nun auch endlich vorbei. Damit will ich sagen, dass wir als freie und selbstbestimmte Menschen in Unternehmen auch das Recht besitzen sollten, die Wünsche und Anforderungen der Kunden kritisch zu hinterfragen. Vor allem in einem Zeitalter, in dem Umweltschutz und friedliche Koexistenz wichtiger denn je sind.

Über die Bedeutung von Kooperation habe ich bereits in meinen vorherigen Blogs ausführlich geschrieben.
So sollte in gesunden Kooperationen mit Kunden, regelmäßig gemeinsam an der Konkretisierung und dem Verständnis hinsichtlich der Wünsche und Ideen gearbeitet werden. Der Kunde sollte somit ein moderner König werden, eher in Form einer konstitutionellen Monarchie, und auf Augenhöhe mit den Geschäftspartnern.

Nun kann jeder Unternehmer selbst einmal überprüfen, wie das Verhältnis der eigenen Firma und der Mitarbeiter zum Kunden aussieht.

  • Ist die KundIn noch aus dem alten ‘Nudel-Holz’ geschnitzt oder gibt es einen offenen und verständnisvollen Umgang?
  • Finden regelmäßig Abstimmungsgespräche statt, um die Ziele zu konkretisieren oder besser noch, ist die KundIn TeilnehmerIn an den Reviews, System- oder Solution Demos des Unternehmens??
  • Gibt sie gutes und wertschätzendes Feedback?
  • Hört sie sich Vorschläge der Experten gerne an?
  • Ist Sie mit der agilen Arbeit des Unternehmens vertraut und weiß um die Bedeutung von Priorisierung und Work in Process limits?
  • Ist sie selbstreflektiert?

All diese Fragen können dem Assessment der eigenen Kunden dienen und Indikatoren für den Beratungsbedarf der Kunden sein.

Stellen Sie sich doch einfach einmal selbst die Frage:

  • Könnten Sie Ihrer KundIn die Arbeit mit agilen Coaches empfehlen?
  • Wie sähe die Antwort aus?

Das wären in meinen Augen wichtige Fragen, die das Management als gute Führungskräfte in einem agilen Umfeld beantworten können sollte.

Was anstelle dessen häufig passiert, ist, dass die Mitarbeiter zu Vorsicht oder Stillschweigen befehligt werden und keine Offenheit oder Vertrauensbasis entstehen kann, sondern Misstrauen und Unverständnis gegenüber der KundIn oder wer auch immer in Kooperation mit ihr steht. Das macht sich in der täglichen Arbeit der Mitarbeiter bemerkbar und schlägt sich eher in Frustration nieder.
Jeder von uns hat eben auch bei der Berufswahl eine Entscheidungsmöglichkeit.
Deshalb sollte man auch als Bewerber, den potentiellen Arbeit- oder Auftraggeber (vor allem) auf HERZ und Nieren prüfen.

Transparenz kann diese “Buschfeuer” vermeiden und, auch wenn es erst einmal schwer fällt, eine vollkommen andere Kultur und Haltung zu den Kunden und ihren Wünschen und Ideen entwickeln.
Dafür muss aber die KundIn als ein Teil dieses Systems ebenfalls Verständnis entwicklen können und mitmachen wollen.
Schließlich sollen alle Seiten im besten Falle für einen längeren Zeitraum und mit vollem Commitment daran arbeiten, die Unternehmung, also das Produkt oder Projekt voran zu bringen und innerhalb des am Anfang erwähnten Zielfilms, zum Erfolg zu machen.
Das geht am besten mit unabhängigen Coaches und auf Augenhöhe.

"Ein kleiner Unterschied im Ansatz, ein riesen Schritt in der Praxis"

über Konsent, Konsens, Sinn und Unsinn

Vor kurzem habe ich etwas mehr über Soziokratie und die interessante Methode für Entscheidungsprozesse in kollektiven Kreisstrukturen erfahren. Eines der entscheidenden Prinzipien dabei ist Konsent. Genau, Konsent und nicht Konsens, was zunächst sehr ähnlich zu sein scheint, vor allem wenn man auf das “Systemische Konsensieren” Bezug nimmt. Trotzdem gibt es einen kleinen aber feinen, und sehr bedeutenden Unterschied

Wein

"Agil einmal anders..."

Die Traube hing an einer Rebe, der Winzer fragte eines schönen Erntetages, wonach sie selber strebe.

“Consent, Consens(us) or Nonsense”

A small difference in the approach, one giant leap in the practice.

I recently learned more about Sociocracy and the very interesting method of decision taking processes in circle structured collective groups. One of the basic principle there is CONSENT. Yes, Consent not Consensus, which is similar, especially when we are referring to ‘Systemic Consensing’. Nevertheless there is a small but important difference.

"Kein Fingerzeigen mehr"

über Verantwortung in Organisationen und was es bedeutet

Wenn wir über agile Entwicklung und Transformation in Organisationen sprechen, dann neigen wir dazu, den “Neuen Weg des Zusammenarbeitens” nur als neu gewonnene Freiheit zu erkennen, die wir bekommen, um Probleme zu lösen, zu einem gemeinsamen Verständnis und zu Entscheidungen zu gelangen und um wirkliche Werte zu schaffen. Dabei vergessen wir gerne, dass all das, auch mehr Verantwortung für jeden Einzelnen bedeutet. Fast in jeder Arbeitsorganisation hört man Beschwerden von Mitarbeitern über die Chefs und Manager, und welche schlechten Entscheidungen getroffen werden. Doch was passiert, wenn die Menschen, die solche Aussagen treffen, ihre eigenen Entscheidungen treffen könnten? Sie hätten keine Befehle mehr zu befolgen, sondern müssten anfangen, selbst zu denken, und Chefs würden nicht mehr länger zum Sündenbock gemacht werden können?

“Pfannkuchen oder Berliner?”

über Begrifflichkeit, Terminologien, Definitionen, Kundenwünsche und Verständnis

Den Input für das heutige Thema gab eine nette Verkäuferin einer bayerischen Bäckerei, bei der ich einen Pfannkuchen bestellte. Sie lachte und fragte: “Sie kommen sicher aus der Berliner Gegend!?” Ich war erst erstaunt, dann habe ich den sinnbildlichen Hut gezogen, denn allein die Frage lässt erkennen, das die Frau wertvolle Erfahrungen gesammelt hat und sich mit Menschen oder zumindest mit unterschiedlichen Bräuchen, mit Sprache, Mentalitäten und Begriffen auskennt.